Zum TOP „Stadtentwicklungskonzept“(Vorlagen Nr.19/20112) stellt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den folgenden Änderungsantrag:

Sitzung des ASW am 07.Februar 2012/ 26.April 2012

Zum TOP „Stadtentwicklungskonzept“(Vorlagen Nr.19/20112) stellt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen den folgenden Änderungsantrag:

1. Leitbild, Leitziele

Das Leitbild lautete“:  Erkrath ökologisch und sozial gestalten – für eine nachhaltige Stadtentwicklung!“

2.Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung

Auf einen Beschluss zur Bevölkerungsentwicklung wird aufgrund der mit den Prognosen und Szenarien verbundenen Unsicherheiten verzichtet.

3. Entwicklungsmodelle Wohnen und Gewerbe

Als Entwicklungsmodell wird das Modell „Innenentwicklung“ angestrebt.

Für den Bereich Wohnen bedeutet dies, dass lediglich die in Anlage 9 dargestellten Innenbereichsflächen (ca. 19 ha) in Anspruch genommen werden und für den Bedarf an Wohnraum für junge Familien, ältere Menschen, Generationen übergreifendes Wohnen etc. vorgehalten werden.

Sollte die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung negativ verlaufen (mehr als – 10 %, d.h. die Einwohnerzahl sinkt unter 41.000 ) und sich ein weitere Flächenbedarf für die og. Bevölkerungsgruppen zeigen, der im Innenbereich nicht befriedigt werden kann, kommt zusätzlich die Ausweisung einer weiteren Wohnbaufläche in Betracht. Diese ist dann insbesondere unter ökologischen und städtebaulichen Kriterien auszuwählen.

Auf den vorgeschlagenen Flächenpool mit hochsensiblen Flächen wie dem Kleinen Bruchhaus und dem Neanderbogen wird verzichtet.

Im Bereich Gewerbe werden die vorhanden Gebiete durch Umgestaltung bzw. ein aktives Leerstandsmanagement genutzt. Auf die Ausweisung weiterer Gebiete, insbesondere der Neanderhöhe, wird verzichtet.

Auf die in Unterfeldhaus ausgewiesene Fläche für „Zentrale Einrichtungen“ wird mangels Bedarf verzichtet.

Begründung:

Leitbild einer modernen Stadtentwicklung sollte der aus der Forstwirtschaft herrührende Begriff der Nachhaltigkeit sein. Nachhaltigkeit bedeutet, dass jedenfalls über einen längeren Zeitraum betrachtet nicht mehr Ressourcen (Fläche, sonstige Umweltgüter, Finanzen etc.) in Anspruch genommen werden, als sich wieder neu bilden können.

Bezogen auf die Inanspruchnahme der natürlichen Ressource Fläche/Boden wird das Modell Innenentwicklung als einziges diesem Leitbild gerecht. Trotz sinkender Bevölkerungszahl

beträgt der Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland derzeit 87 ha pro Tag (Durchschnitt der Jahre 2007-2010), dies entspricht der Fläche von ca. 120 Fußballfeldern.

In Erkrath ist die Inanspruchnahme von Grund und Boden für Siedlungs- und Verkehrsflächen schon heute extrem und erreicht mit ca. 44 % selbst im dicht besiedelten NRW einen absoluten Spitzenwert (NRW ca. 22 %; RP Düsseldorf ca. 30 %).

Entgegen der Bevölkerungsprognosen von planlokal übersteigen seit 2010 in Erkrath wieder die Zuzüge die Anzahl der fortgezogenen Bürgerinnen und Bürger. 2011 ist erstmals seit Jahren auch die absolute Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner in unserer Stadt wieder von 45.327 auf 45.441 um immerhin 114 gestiegen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Bevölkerungszahlen in den nächsten Jahren tatsächlich entwickeln. Vieles spricht dafür, dass durch die besondere Siedlungsstruktur – insbesondere in Hochdahl und Unterfeldhaus wurden zahlreiche Häuser Ende der sechziger bzw. in den siebziger Jahren errichtet und von damals jungen Familien bezogen; diese werden aufgrund des inzwischen erreichten Alters dieser Personen nun wieder auf junge Familien übertragen – der Negativtrend des letzten Jahrzehnts (Rückgang der Bevölkerung von knapp 50.000 auf jetzt 45.500) gestoppt oder doch zumindest erheblich verlangsamt ist.

Durch die Erschließung der ca. 19 ha Innenbereichsflächen können je nach Bebauungsstruktur 1.000 – 1.500 Wohneinheiten geschaffen werden, die in jedem Fall direkt oder indirekt (ältere Mitbürger ziehen in die neu zu errichtenden altengerechten Wohnungen und machen so Familienhäuser für einen Neubezug frei) für Zuzüge sorgen werden. Erst wenn sich herausstellen sollte, dass die Bevölkerungsentwicklung tatsächlich auch in den nächsten Jahren stark rückläufig ist, sollte auf die og. Fläche im Außenbereich, die durch ihre jetzige Nutzung als Baumschule ökologisch „vorgeschädigt“ ist, zurück gegriffen werden.

Erkrath ist schon heute eine wirtschaftlich starke Gemeinde. Ihre Steuerkraft liegt weit über dem Durchschnitt in NRW, im Ranking der IHK belegt sie Platz 14 von 169 vergleichbaren Mittelstädten. Weitere Gewerbeansiedlungen im Außenbereich sind unnötig, zumal die von planlokal dafür vorgesehenen Freiflächen wie etwa die Neanderhöhe als Puffer zum NSG Neandertal unverzichtbar sind.

Insbesondere im Gewerbegiet Unterfeldhaus stehen mehrere zehntausend Quadratmeter Büro- und Hallenflächen leer, die durch ein aktives Flächen- und Leerstandsmanagement der Stadt für Neuansiedlungen und Betriebsverlagerungen Erkrather Unternehmen nutzbar gemacht werden können

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